Mittwoch, 22. April 2009
Geschwisterliebe
Die Osterfeiertage habe ich in Australien's inoffizieller Hauptstadt verbracht, Sydney. Meine Erwartungen an die 'Harbour City' waren groß: Opera House und Harbour Bridge, der Hafen nach Sonnenuntergang - all das erhoffte ich in Sydney zu finden. Und ja, ich wurde nicht enttäuscht. Die Oper und der Hafen sind wunderschön. Der legendäre Bondi Beach hätte im Sonnenlicht sicher auch mehr hergemacht. Dennoch war ich froh, als es zurück nach Melbourne ging. Hier unten gibt es den Spruch: Entweder magst du Sydney oder du magst Melbourne! Und das stimmt. Vielleicht bin ich etwas voreingenommen nach Sydney gegangen - immerhin lebe ich nun schon eine Weile hier - aber es ist die 'Second City', für die mein Herz schlägt. Tatsächlich ist Melbourne viel kleiner als Sydney. Es hat auch keine Oper mit Segeldach oder einen prächtigen Hafen. Ich finde, Melbourne hat viel mehr als das. Die Menschen, die hier leben, wirken glücklich. Ganz so, als hätten sie sich bewusst dafür entschieden. All die kleinen Cafés und verschlungen Gassen, die kurzen Wege und grünen Parkanlagen machen Melbourne zu einem liebenswerten Ort. Und doch sehen sich Melbouraner immer als zweite Geige im Vergleich zur 'großen Schwester' Sydney. Auch international wird die Harbour City als heimliche Hauptstadt getitelt. Der Wettstreit zwischen den beiden Städten kann bis zu Beginn ihrer Gründung zurückverfolgt werden. Mich erinnert das Ganze ein bisschen an die Rivalität zwischen Bremen und Hamburg. Seit Urzeiten konkurrieren die beiden Nordlichter. Bremen wird dabei nicht selten als kleine Schwester abgetan; eben klein und niedlich. Hamburg hingegen sieht sich gerne als Metropole, mit dem Tor zur Welt im Wappen. Was die meisten allerdings vergessen, ist: Bremen hat den Schlüssel dafür!
Sonntag, 5. April 2009
Der Wanderer
Seit Jahrhunderten ist der Mensch fasziniert vom Unbekannten - vom Mysterium der Reise. Man begibt sich in eine andere Welt, lässt sich auf neue Erfahrungen ein. Dichter und Denker greifen gern auf das Motiv des Wanderers zurück; so Caspar David Friedrich in seinem Selbstporträt "Wanderer über dem Nebelmeer". Friedrich Nietzsche greift das Motiv in seinem Gedicht "Der Wanderer und sein Schatten" auf. Und auch Paulo Coelho schreibt in seinem Sammelsorium über den "Wanderer".
Eine Reise kann einen Menschen um 100 Grad ändern, ihn die Welt mit anderen Augen sehen lassen - oder auch nicht. Das kommt wohl immer auf die eigene Einstellung an. Ich habe mich stets darum bemüht, möglichst viel von einem Land und seiner Kultur mitzunehmen. Doch noch nie habe ich eine Reise so erfahren wie diese. Denn diesmal - so habe ich festgestellt - geht es nicht nur darum, Land und Leute kennenzulernen, sondern vielmehr darum, sich selbst kennenzulernen. Ironischer Weise habe ich in den letzten zwei Monaten mehr über mich selbst und meine eigene Kultur gelernt als über Australien. Mit etwas Distanz werden einem viele Dinge einfach klarer. Es ist faszinierend wie schnell sich Einstellungen über Werte und Verhalten ändern können. Die Reise hierher hat etwas in mir ausgelöst, dass nur schwer mit Worten zu beschreiben ist. Einerseits verspühre ich eine ständige Unruhe, die nach Abenteuern und weiteren Reisen schreit. Andererseits habe ich mich selten so zufrieden, so einverstanden mit dem Leben gefühlt wie hier.
Ich denke, eine Reise muss nicht immer ans andere Ende der Welt führen. Sie kann wortwörtlich "im Herzen beginnen". Für diese Erkenntnis bin ich wirklich dankbar. Und wenn ich dafür tatsächlich bis ans andere Ende der Welt reisen musste, nehme ich das gerne hin. Die Dichter und Denker, die sich so gern dem Motiv des Wanderes widmen, verstehe ich gut. Denn auch ich möchte ein Wanderer sein - für immer.
Eine Reise kann einen Menschen um 100 Grad ändern, ihn die Welt mit anderen Augen sehen lassen - oder auch nicht. Das kommt wohl immer auf die eigene Einstellung an. Ich habe mich stets darum bemüht, möglichst viel von einem Land und seiner Kultur mitzunehmen. Doch noch nie habe ich eine Reise so erfahren wie diese. Denn diesmal - so habe ich festgestellt - geht es nicht nur darum, Land und Leute kennenzulernen, sondern vielmehr darum, sich selbst kennenzulernen. Ironischer Weise habe ich in den letzten zwei Monaten mehr über mich selbst und meine eigene Kultur gelernt als über Australien. Mit etwas Distanz werden einem viele Dinge einfach klarer. Es ist faszinierend wie schnell sich Einstellungen über Werte und Verhalten ändern können. Die Reise hierher hat etwas in mir ausgelöst, dass nur schwer mit Worten zu beschreiben ist. Einerseits verspühre ich eine ständige Unruhe, die nach Abenteuern und weiteren Reisen schreit. Andererseits habe ich mich selten so zufrieden, so einverstanden mit dem Leben gefühlt wie hier.
Ich denke, eine Reise muss nicht immer ans andere Ende der Welt führen. Sie kann wortwörtlich "im Herzen beginnen". Für diese Erkenntnis bin ich wirklich dankbar. Und wenn ich dafür tatsächlich bis ans andere Ende der Welt reisen musste, nehme ich das gerne hin. Die Dichter und Denker, die sich so gern dem Motiv des Wanderes widmen, verstehe ich gut. Denn auch ich möchte ein Wanderer sein - für immer.
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