Sonntag, 22. Februar 2009

Samstag, 21. Februar 2009

Wild things

Freundschaft ist, wenn man die Gedanken des anderen auch ohne Worte kennt. Was aber passiert, wenn man wie ich tausende Kilometer entfernt von den Freunden ist? Besteht diese besondere Verbindung zwischen Freunden auch dann noch, wenn man ganze Kontinente zwischen sich hat? Ich denke schon. Doch wie bei Air-Gesprächen ist die Verbindung manchmal durchlässig, nicht selten wird sie unterbrochen. Wie sonst könnte ich mir erklären, dass sie mich nicht von diesen wahnsinnigen Dingen, denen ich zugestimmt habe, abgehalten haben? Irgendwie bin ich in den wenigen Tagen hier zu einem regelrechten „Ok - lets do it“ Menschen mutiert. Mein Hirn schaltet ab, sobald es die Worte „You want to go to…?“ hört. Deshalb habe ich mich zu zwei richtig bescheuerten Dingen einladen lassen. Zunächst will Dan am Sonntag mit mir Cross-Biking gehen, irgendwo hinter seinem Haus in der Wüste. Ich hab nur was von Cross und Bikes in der Nähe seines Hauses verstanden. Ich dachte, wir wollten uns ein Motorradrennen oder so etwas ansehen und meinte gleich „Sure“. Dann hat sich herausgestellt, dass es sich dabei um Fahrräder handelt und wir nicht zusehen, sondern selbst fahren sollen – oje. Außerdem haben mich seine Freunde über Ostern zum Camping nach Brisbane eingeladen. Das war auch wieder so ein Missverständnis. Sie fragten, ob ich Erfahrung mit Camping hättee. Und ich sagte, was für eine Frage. Ja klar, mit meinen Freunden waren wir jeden Sommer zelten, das war spitze. Und dann meinten sie, ich solle unbedingt über Ostern mitkommen. Da fahren sie immer ins Outback, gehen Fischen, usw. Mir wurde dann schnell klar, dass sich deutsches Zelten und australisches Camping ziemlich unterscheiden. Also schiebte ich eine schnelle Ausrede wie „Ich habe gar kein Zelt oder Schlafsack.“ hinterher. Aber natürlich haben die Jungs Camping-Ausrüstung für eine halbe Fußballmannschaft parat. Ich hoffe, dass sie es dieses Jahr vielleicht doch in die Stadt verlegen werden..?

Sonntag, 15. Februar 2009

48 Stunden Melbourne

Na gut, es sind keine 45 Grad Celsius in Melbourne. Es ist Montagmorgen, kurz nach neun. Bei angenehmen 24 Grad schlendere ich die Swanston Street entlang. Vor genau 48 Stunden begann hier mein Abenteuer in Australien. Seitdem ist viel passiert. Ich habe neue Leute kennengelernt, habe erste Erfahrungen mit australischen Immobilienhaien gemacht und bin im Südpazifik geschwommen. Nie hätte ich am Samstagmorgen - als mich der Shuttlebus vom Flughafen hier absetzte - damit gerechnet, all diese Dinge an meinen ersten beiden Tagen zu erleben. Man könnte meinen, Melbourne hat es gut mit mir gemeint. Bereits bei meiner Ankunft lächelte mir die Sonne entgegen. Nach einer ausgiebigen Dusche und kleineren organisatorischen Erledigungen machte ich mich so gegen 10 Uhr auf den Weg, Melbourne zu erkunden. Das Greenhouse Backpacker Hostel, welches für die nächsten 14 Tage mein zu Hause sein wird, ist sehr zentral gelegen. Nur zwei Gehminuten von der weltbekannten Flinders Street Station entfernt, bildet es den perfekten Ausgangspunkt für meine Entdeckungstouren. Bei schönstem Sonnenwetter begab ich mich also auf Melbournes Straßen und ließ mich über den Yarra River nach Southbank treiben. Im Wasser spiegelten sich friedlich die Hochhäuser des Geschäftszentrums. Ich setze mich auf eine Bank unter einen schattenspendenden Baum, schloss die Augen und atmete tief ein. Ja, ich war angekommen. Ich war tatschlich in Australien, tausende Kilometer von Heimat und Freunden entfernt. Und die Stadt hatte mir einen wirklich atemberaubenden Empfang bestattet.


Zurück im Hostel lernte ich meine Mitbewohnerin Melissa kennen – eine Deutsche. Toll, dachte ich. Das fängt ja gut an. Schließlich hatte ich mir fest vorgenommen, möglichst wenig Kontakt zu Deutschen zu haben. Glücklicherweise stellte sich Melissa als ein sehr lebenslustiger und unkomplizierter Mensch dar. Seit zehn Monaten ist sie nun schon als Backpackerin unterwegs durch Australien. Meistens, so hat sie mir erzählt, hat sie dabei ihr Geld mit Fruitpicking verdient. Ein „Scheißjob“, sagt Melissa. Das glaub ich gern. Durch Melissa habe ich ihre taiwanischen Freundinnen Arin und Chuan kennengelernt. Die beiden sind auch Travelworkers und können super lecker Essen machen. Irgendwie kamen zu unsere Runde dann noch drei Mädels aus Bayern hinzu; Nadine, Katharina und Therese, genannt Terry. Wenn die drei richtig loslegen verstehe ich gar nichts mehr. Nicht selten muss ich sie dann tatsächlich bitten Englisch zu sprechen, damit ich noch mitkomme. Als Deutscher bleibt man hier also nicht lange anonym. Es ist wie ein Mottenlicht – die Deutschen finden die Deutschen. Gestern hat sich dann noch Esra, ein Mädel aus Osnabrück zu uns gesellt. Sie sagt über sich selbst, durch und durch Tussi zu sein. Ihr Travel-and-work Abenteuer wird sich also wohl eher auf Melbourne beschränken.

Die Bekanntschaft mit den Mädels war schon irgendwie hilfreich. Gestern sind wir gemeinsam an den Strand nach St. Kilda – ein Stadtteil von Melbourne – gefahren. Die Wellen sind selbst hier, in einer abgeschirmten Bucht, sehr hoch. Dennoch konnte ich mit bestem Willen keinen großen Unterschied zu unseren „heimischen“ Stränden in Spanien oder Frankreich feststellen. Als wir zurück zum Hostel fuhren, entdeckten wir am Federation Square, einem großen Platz gegenüber der Flinders Street Station, mehrere Bühnen und eine große Menschentraube. Wie sich herausstellte fand hier gerade ein libanesisches Festival statt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Mit Sisha und Liegestuhl gewappnet gesellten wir uns zu den hunderten anderen, die den unbekannten Trommelklängen lauschten. Gegen 21 Uhr endete das Festival aber leider schon und wir zogen weiter, um noch etwas trinken zu gehen. In der Flinders-Backpacker Bar fanden wir unsere Mitte und lernten einige lustige Menschen kennen. Unter anderem zwei Jungs aus Norwegen, die besseres Englisch sprechen als die meisten Australier. Ihre Namen waren, glaube ich, Adam und Ermit. Eine Gruppe australischer Jungs versorgte uns dankbarer Weise mit genügend Alkohol – wie zuvorkommend. Dan, Ben und Josh kommen ursprünglich aus Brisbane, Australiens Party Stadt Nummer 1, und leben seit einigen Monaten in Melbourne. Wir haben uns sehr gut verstanden und einige Vorurteile gegenüber der anderen Nationalität ausgeräumt. Andere hingegen wurden bestätigt. Dan hat mich für heute Abend zu einem richtigen australischen BBQ in seinem Haus eingeladen. Er ist der festen Überzeugung, dass ich nicht so viel Fleisch essen kann wie er. Das glaube ich auch.

Mit großen Erwartungen und etwas flauem Magen denke ich auf dem Weg zur Uni nun an den heutigen Abend. Nach 48 Stunden Melbourne kann ich nur sagen: immer her damit!