Montag, 8. Juni 2009

Marvellous Melbourne - Part 1









- Part 2

*Wie könnte man diese Stadt nicht lieben?*












Donnerstag, 28. Mai 2009

Was ist Zeit?

Zeit ist relativ, oder nicht? Es gibt Tage, da vergeht sie wie im Fluge und Tage, an denen sie still zu stehen scheint. In einem bestimmten Zeitraum kann viel passieren. So waren die letzten vier Monate für mich wahrscheinlich viel ereignisreicher als dieselben im Jahr zuvor. Ich habe viel Neues kennen- und Altes besser zu schätzen gelernt. Menschen, die in mein Leben getreten sind, sind mir ans Herz gewachsen. Und nach zwölf Wochen australischer Uni fühle ich mich noch immer pudelwohl in diesem Land. Ja, in dieser Zeit kann Vieles passieren. Noch vor wenigen Wochen stand auf der anderen Straßenseite nur das karge Gerüst eines Hauses; heute pflastern sie die Fassade. Ich habe stets das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben. So ist es auch jetzt. In wenigen Wochen muss ich Melbourne verlassen - eine Stadt, die mir noch so viel mehr zu bieten hat. So viele Dinge, die man noch sehen wollte. So viele Dinge, die offen bleiben. Doch was kommt ist ein neuer Abschnitt, eine neue Zeit. Und auch diese wird sicherlich sehr aufregend. Ich werde neue Erfahrungen sammeln, andere Menschen kennenlernen. Wenn man es so sieht, ist Zeit doch eigentlich etwas Wunderbares. Sie ist begrenzt, ja - und sie erscheint uns meistens viel zu kurz. Aber sie bringt auch immer etwas Gutes mit sich, das es wert ist kennenzulernen.

Sonntag, 3. Mai 2009

Wallabies & Shooting Stars

Was sind die Grundbedürfnisse eines jeden Aussies? Klar, Rugby und Barbecue stehen ganz oben auf der Liste. Nach der Highschool durch Europa reisen ist sicherlich der nächste Punkt. Gleich darauf folgt dann aber Camping. Australier lieben es zu Campen. Beinahe jede Anekdote beginnt mit den Worten: "Und damals, wir waren gerade Campen an diesem unglaublichen Ort..." Ach ja, man kann es ihnen aber auch wirklich nicht verübeln. Dieses Land bietet nunmal unendlich viele wunderschöne Plätze um ein Zelt aufzuschlagen. Ich wollte mir diese australische Erfahrung natürlich nicht entgehen lassen. Deshalb ging es am Wochenende für mich und ein paar Freunde in die Grampians, ein Naturreservoir im Westen Victorias. Und auch dieser Ort ist einfach zauberhaft. Ein Gebirge durchzogen von Canyons und Seen. Die Luft duftet nach Eukalyptus und der Sternenhimmel ist so klar, dass man nicht aufhören kann nach oben zu sehen. Eben typisch Australien! Mich hat dieser Trip so überwältig, dass ich nur selten an Aufnahmen für später gedacht habe. Deswegen hier nur ein paar Impressionen von einem unglaublichen Wochenende:






Mittwoch, 22. April 2009

Geschwisterliebe

Die Osterfeiertage habe ich in Australien's inoffizieller Hauptstadt verbracht, Sydney. Meine Erwartungen an die 'Harbour City' waren groß: Opera House und Harbour Bridge, der Hafen nach Sonnenuntergang - all das erhoffte ich in Sydney zu finden. Und ja, ich wurde nicht enttäuscht. Die Oper und der Hafen sind wunderschön. Der legendäre Bondi Beach hätte im Sonnenlicht sicher auch mehr hergemacht. Dennoch war ich froh, als es zurück nach Melbourne ging. Hier unten gibt es den Spruch: Entweder magst du Sydney oder du magst Melbourne! Und das stimmt. Vielleicht bin ich etwas voreingenommen nach Sydney gegangen - immerhin lebe ich nun schon eine Weile hier - aber es ist die 'Second City', für die mein Herz schlägt. Tatsächlich ist Melbourne viel kleiner als Sydney. Es hat auch keine Oper mit Segeldach oder einen prächtigen Hafen. Ich finde, Melbourne hat viel mehr als das. Die Menschen, die hier leben, wirken glücklich. Ganz so, als hätten sie sich bewusst dafür entschieden. All die kleinen Cafés und verschlungen Gassen, die kurzen Wege und grünen Parkanlagen machen Melbourne zu einem liebenswerten Ort. Und doch sehen sich Melbouraner immer als zweite Geige im Vergleich zur 'großen Schwester' Sydney. Auch international wird die Harbour City als heimliche Hauptstadt getitelt. Der Wettstreit zwischen den beiden Städten kann bis zu Beginn ihrer Gründung zurückverfolgt werden. Mich erinnert das Ganze ein bisschen an die Rivalität zwischen Bremen und Hamburg. Seit Urzeiten konkurrieren die beiden Nordlichter. Bremen wird dabei nicht selten als kleine Schwester abgetan; eben klein und niedlich. Hamburg hingegen sieht sich gerne als Metropole, mit dem Tor zur Welt im Wappen. Was die meisten allerdings vergessen, ist: Bremen hat den Schlüssel dafür!

Sonntag, 5. April 2009

Der Wanderer

Seit Jahrhunderten ist der Mensch fasziniert vom Unbekannten - vom Mysterium der Reise. Man begibt sich in eine andere Welt, lässt sich auf neue Erfahrungen ein. Dichter und Denker greifen gern auf das Motiv des Wanderers zurück; so Caspar David Friedrich in seinem Selbstporträt "Wanderer über dem Nebelmeer". Friedrich Nietzsche greift das Motiv in seinem Gedicht "Der Wanderer und sein Schatten" auf. Und auch Paulo Coelho schreibt in seinem Sammelsorium über den "Wanderer".

Eine Reise kann einen Menschen um 100 Grad ändern, ihn die Welt mit anderen Augen sehen lassen - oder auch nicht. Das kommt wohl immer auf die eigene Einstellung an. Ich habe mich stets darum bemüht, möglichst viel von einem Land und seiner Kultur mitzunehmen. Doch noch nie habe ich eine Reise so erfahren wie diese. Denn diesmal - so habe ich festgestellt - geht es nicht nur darum, Land und Leute kennenzulernen, sondern vielmehr darum, sich selbst kennenzulernen. Ironischer Weise habe ich in den letzten zwei Monaten mehr über mich selbst und meine eigene Kultur gelernt als über Australien. Mit etwas Distanz werden einem viele Dinge einfach klarer. Es ist faszinierend wie schnell sich Einstellungen über Werte und Verhalten ändern können. Die Reise hierher hat etwas in mir ausgelöst, dass nur schwer mit Worten zu beschreiben ist. Einerseits verspühre ich eine ständige Unruhe, die nach Abenteuern und weiteren Reisen schreit. Andererseits habe ich mich selten so zufrieden, so einverstanden mit dem Leben gefühlt wie hier.

Ich denke, eine Reise muss nicht immer ans andere Ende der Welt führen. Sie kann wortwörtlich "im Herzen beginnen". Für diese Erkenntnis bin ich wirklich dankbar. Und wenn ich dafür tatsächlich bis ans andere Ende der Welt reisen musste, nehme ich das gerne hin. Die Dichter und Denker, die sich so gern dem Motiv des Wanderes widmen, verstehe ich gut. Denn auch ich möchte ein Wanderer sein - für immer.

Montag, 30. März 2009

Footy

Für waschechte Melbourner gibt es im Leben nur zwei Dinge, auf die es wirklich ankommt: Die Australian Open und Footy. Ersteres ist für 2009 schon gelaufen. Die Footy-Saison hat aber gerade erst begonnen; seit Donnerstag ist Melbourne sozusagen im Ausnahmezustand. "Footy" - so heißt die australische Version von Football. Es ist ein Mix aus Rygby und American Football; nur ohne die lästigen Spielpausen und 'Rüstungen' der Spieler.

Footy genießt in Melbourne fast religiösen Character, denn genau heir entstand dieses Spiel. Heimatstätte des Australian Football ist der Melbourne Cricket Ground. Dieses immense, kreisrunde Stadion kann bis zu 80.000 Menschen beherbergen. Mich hat es letzten Freitag in die Heiligen Stääten des MCGs getrieben. Die Hawthorn Hawks verloren ruhmreich gegen die Geelong Cats. Es war ein Erlebnis für sich. Mit Meat-Pie und Carlton Draught gewappnet stellte ich mich dieser lustigen Sportart und wurde nicht enttäuscht. Das Spiel ist viel flüssiger als Football und die kurzen Hosen der Spieler hätten wahrscheinlich jeden Sportmuffel überzeugt. Als Fanstimmung-verwöhnter Europäer empfand ich das ganze Spektakel allerdings als etwas zu 'ruhig'. So ganz ohne Trommeln und Parolengegröhle geht es dann eben doch nicht. Alles in allem ist Footy - ganz wie die Australier - richtig nett. Verglichen mit Cricket ist diese Sportart sogar fast gefährlich. Wir als Europäer sind aber doch anderes gewohnt.

Dienstag, 17. März 2009

Friday cooking torture

"Interkultureller Austausch" - das steht ganz oben auf der Liste, die uns die Hochschule mit auf den Weg gegeben hat. Und mit dem interkulturellen Austausch habe ich es bisher sehr genau genommen. Frau Grünewald, der "schwarze" Engel unter den International Office Mitarbeitern, wäre sicher stolz auf mich. Jeden Freitag treffe ich mich mit meinen aktuellen, verflossenen und zukünftigen Mitbewohnern, deren Freunden und Freundes Freunden um gemeinsam zu kochen. Jeder bringt dabei etwas aus seinem Heimatland mit. So gab es letzten Freitag vietnamesische Frühlingsrollen, taiwanesische Pfannkuchen, Falafel und Tiramisu. Ich habe einen Kartoffelsalat gemacht, zum ersten Mal in meinem Leben. Da muss man also erst ans andere Ende der Welt fahren, um die eigene Küche kennenzulernen. Mir fiel die Aufgabe ehrlich gesagt ziemlich schwer. So richtig deutsches Essen; was ist das eigentlich? Rotkohl und Klöße oder doch die bayrische Weißwurst? Hier unten hätte ich beides nicht bekommen. Also habe ich improvisiert und am Ende etwas annehmbares zusammengezaubert. Meine Mitbewohner waren jedenfalls entzückt. Wie kleine Kinder haben sie sich über den "Deutsch-Salat" hergemacht; ein herrliches Bild. Ich sah mit Sicherheit aber mindestens genauso erstaunt aus. All diese kleinen Leckereien. Wie zum Teufel konnten die Mädels so etwas kochen? Das asiatische Essen wirkte viel exotischer als mein blöder Kartoffelsalat. Für die nächste Woche habe ich mir deshalb etwas ganz besonderes vorgenommen: Erdbeerkuchen. Das ist mit Abstand das Beste, was die deutsche Küche zu bieten hat - nicht wahr?

Montag, 2. März 2009

Es brennt...

Ich gebe zu, ein Grund, warum ich nach Australien gegangen bin, war das Wetter. Das mag oberflächlich klingen, aber ich bin einfach kein Winter Typ. Gute Laune ist bei mir fast automatisch an gutes Wetter geknüpft. Und doch wünsche ich mir im Augenblick nichts sehnlicher, als dass es endlich regnet. Die Buschfeuer kommen immer näher. Noch immer wüten mindestens vier Brandherde unkontrolliert vor sich hin. Letzte Nacht wurde erneut ein Feuer im Süden Melbournes entdeckt. Bisher habe ich den Buschfeuern ehrlich gesagt kaum Beachtung geschenkt. Was interessiert mich ein Feuer, dass irgendwo im Hinterland rumlodert? Hier in Melbourne sieht das aber ganz anders aus. Täglich bekomme ich die Auswirkungen der Dürre zu spüren. Schon früh am morgen werde ich daran erinnert, wenn ich unter der Dusche stehe und peinlich genau auf die Uhr sehe, um die vorgeschriebenen 5 Minuten nicht zu überschreiten. Überall hängen Schilder mit der Aufschrift: "Wir haben Wassermangel! Spar Wasser!" Familien, die einen Garten am Haus haben, dürfen diesen nicht wässern und ihr Auto nicht selbst zu Hause waschen. Lässt man eine Zigarette fallen, wird man von allen Seiten mit verachtenden Blicken gepeinigt. Vielleicht haben die Ereignisse im Februar die Australier endlich aufwachen lassen. Der Tod von mehr als 200 Menschen hat gezeigt, dass sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung viel zu spät reagiert haben. Gestern gab es erneut Warnungen vor heftigen Buschfeuern. Jeder Bürger in Victoria hat eine "Buschfeuer-Alarm"-SMS von der Regierung bekommen mit dem Inhalt: "Aufgrund der Wetterverhältnisse erwarten wir in der kommenden Nacht erneut heftige Brände. Bitte seien sie vorsichtig und bleiben sie in ihren Häusern!" - Sehr aufmerksam! Der Sturm war tatsächlich sehr heftig, bis zu 150km/Std. Ich hatte so meine Probleme, von der Uni zum Haus zu kommen. Der Wind war so heiß, dass er auf meiner Haut brannte. Die ganze Luft war voller Staub und Sand, sodass ich nur mit geschlossenen Augen vorwärts gehen konnte. Teilweise war es so windig, dass sich die Leute an Straßenmasten oder sonst wo festhalten mussten. So etwas habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Bei uns sind die Stürme ja eher feucht und kalt. Aber hier war es so, als stünde man in einer Sauna, durch die Sandkörner geschleudert werden. Heute - der Tag nach dem Sturm - sieht es wieder freundlich aus, fast so, als wäre nichts geschehen. Von neuen Bränden habe ich bisher nichts gehört. Doch eines haben mich die Ereignisse des vergangen Tages gelehrt: Nicht überall auf der Welt ist Sicherheit so selbstverständlich wie in Deutschland. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir immer genug Wasser haben und von extremen Umwelteinflüssen größtenteils noch verschont bleiben. Das mag naiv klingen, vielleicht ist es das sogar. Doch der Klimawandel, wie man ihn hier zu spüren bekommt, hat mit deutschen Verhältnissen überhaupt nichts zu tun.

Sonntag, 22. Februar 2009

Samstag, 21. Februar 2009

Wild things

Freundschaft ist, wenn man die Gedanken des anderen auch ohne Worte kennt. Was aber passiert, wenn man wie ich tausende Kilometer entfernt von den Freunden ist? Besteht diese besondere Verbindung zwischen Freunden auch dann noch, wenn man ganze Kontinente zwischen sich hat? Ich denke schon. Doch wie bei Air-Gesprächen ist die Verbindung manchmal durchlässig, nicht selten wird sie unterbrochen. Wie sonst könnte ich mir erklären, dass sie mich nicht von diesen wahnsinnigen Dingen, denen ich zugestimmt habe, abgehalten haben? Irgendwie bin ich in den wenigen Tagen hier zu einem regelrechten „Ok - lets do it“ Menschen mutiert. Mein Hirn schaltet ab, sobald es die Worte „You want to go to…?“ hört. Deshalb habe ich mich zu zwei richtig bescheuerten Dingen einladen lassen. Zunächst will Dan am Sonntag mit mir Cross-Biking gehen, irgendwo hinter seinem Haus in der Wüste. Ich hab nur was von Cross und Bikes in der Nähe seines Hauses verstanden. Ich dachte, wir wollten uns ein Motorradrennen oder so etwas ansehen und meinte gleich „Sure“. Dann hat sich herausgestellt, dass es sich dabei um Fahrräder handelt und wir nicht zusehen, sondern selbst fahren sollen – oje. Außerdem haben mich seine Freunde über Ostern zum Camping nach Brisbane eingeladen. Das war auch wieder so ein Missverständnis. Sie fragten, ob ich Erfahrung mit Camping hättee. Und ich sagte, was für eine Frage. Ja klar, mit meinen Freunden waren wir jeden Sommer zelten, das war spitze. Und dann meinten sie, ich solle unbedingt über Ostern mitkommen. Da fahren sie immer ins Outback, gehen Fischen, usw. Mir wurde dann schnell klar, dass sich deutsches Zelten und australisches Camping ziemlich unterscheiden. Also schiebte ich eine schnelle Ausrede wie „Ich habe gar kein Zelt oder Schlafsack.“ hinterher. Aber natürlich haben die Jungs Camping-Ausrüstung für eine halbe Fußballmannschaft parat. Ich hoffe, dass sie es dieses Jahr vielleicht doch in die Stadt verlegen werden..?

Sonntag, 15. Februar 2009

48 Stunden Melbourne

Na gut, es sind keine 45 Grad Celsius in Melbourne. Es ist Montagmorgen, kurz nach neun. Bei angenehmen 24 Grad schlendere ich die Swanston Street entlang. Vor genau 48 Stunden begann hier mein Abenteuer in Australien. Seitdem ist viel passiert. Ich habe neue Leute kennengelernt, habe erste Erfahrungen mit australischen Immobilienhaien gemacht und bin im Südpazifik geschwommen. Nie hätte ich am Samstagmorgen - als mich der Shuttlebus vom Flughafen hier absetzte - damit gerechnet, all diese Dinge an meinen ersten beiden Tagen zu erleben. Man könnte meinen, Melbourne hat es gut mit mir gemeint. Bereits bei meiner Ankunft lächelte mir die Sonne entgegen. Nach einer ausgiebigen Dusche und kleineren organisatorischen Erledigungen machte ich mich so gegen 10 Uhr auf den Weg, Melbourne zu erkunden. Das Greenhouse Backpacker Hostel, welches für die nächsten 14 Tage mein zu Hause sein wird, ist sehr zentral gelegen. Nur zwei Gehminuten von der weltbekannten Flinders Street Station entfernt, bildet es den perfekten Ausgangspunkt für meine Entdeckungstouren. Bei schönstem Sonnenwetter begab ich mich also auf Melbournes Straßen und ließ mich über den Yarra River nach Southbank treiben. Im Wasser spiegelten sich friedlich die Hochhäuser des Geschäftszentrums. Ich setze mich auf eine Bank unter einen schattenspendenden Baum, schloss die Augen und atmete tief ein. Ja, ich war angekommen. Ich war tatschlich in Australien, tausende Kilometer von Heimat und Freunden entfernt. Und die Stadt hatte mir einen wirklich atemberaubenden Empfang bestattet.


Zurück im Hostel lernte ich meine Mitbewohnerin Melissa kennen – eine Deutsche. Toll, dachte ich. Das fängt ja gut an. Schließlich hatte ich mir fest vorgenommen, möglichst wenig Kontakt zu Deutschen zu haben. Glücklicherweise stellte sich Melissa als ein sehr lebenslustiger und unkomplizierter Mensch dar. Seit zehn Monaten ist sie nun schon als Backpackerin unterwegs durch Australien. Meistens, so hat sie mir erzählt, hat sie dabei ihr Geld mit Fruitpicking verdient. Ein „Scheißjob“, sagt Melissa. Das glaub ich gern. Durch Melissa habe ich ihre taiwanischen Freundinnen Arin und Chuan kennengelernt. Die beiden sind auch Travelworkers und können super lecker Essen machen. Irgendwie kamen zu unsere Runde dann noch drei Mädels aus Bayern hinzu; Nadine, Katharina und Therese, genannt Terry. Wenn die drei richtig loslegen verstehe ich gar nichts mehr. Nicht selten muss ich sie dann tatsächlich bitten Englisch zu sprechen, damit ich noch mitkomme. Als Deutscher bleibt man hier also nicht lange anonym. Es ist wie ein Mottenlicht – die Deutschen finden die Deutschen. Gestern hat sich dann noch Esra, ein Mädel aus Osnabrück zu uns gesellt. Sie sagt über sich selbst, durch und durch Tussi zu sein. Ihr Travel-and-work Abenteuer wird sich also wohl eher auf Melbourne beschränken.

Die Bekanntschaft mit den Mädels war schon irgendwie hilfreich. Gestern sind wir gemeinsam an den Strand nach St. Kilda – ein Stadtteil von Melbourne – gefahren. Die Wellen sind selbst hier, in einer abgeschirmten Bucht, sehr hoch. Dennoch konnte ich mit bestem Willen keinen großen Unterschied zu unseren „heimischen“ Stränden in Spanien oder Frankreich feststellen. Als wir zurück zum Hostel fuhren, entdeckten wir am Federation Square, einem großen Platz gegenüber der Flinders Street Station, mehrere Bühnen und eine große Menschentraube. Wie sich herausstellte fand hier gerade ein libanesisches Festival statt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Mit Sisha und Liegestuhl gewappnet gesellten wir uns zu den hunderten anderen, die den unbekannten Trommelklängen lauschten. Gegen 21 Uhr endete das Festival aber leider schon und wir zogen weiter, um noch etwas trinken zu gehen. In der Flinders-Backpacker Bar fanden wir unsere Mitte und lernten einige lustige Menschen kennen. Unter anderem zwei Jungs aus Norwegen, die besseres Englisch sprechen als die meisten Australier. Ihre Namen waren, glaube ich, Adam und Ermit. Eine Gruppe australischer Jungs versorgte uns dankbarer Weise mit genügend Alkohol – wie zuvorkommend. Dan, Ben und Josh kommen ursprünglich aus Brisbane, Australiens Party Stadt Nummer 1, und leben seit einigen Monaten in Melbourne. Wir haben uns sehr gut verstanden und einige Vorurteile gegenüber der anderen Nationalität ausgeräumt. Andere hingegen wurden bestätigt. Dan hat mich für heute Abend zu einem richtigen australischen BBQ in seinem Haus eingeladen. Er ist der festen Überzeugung, dass ich nicht so viel Fleisch essen kann wie er. Das glaube ich auch.

Mit großen Erwartungen und etwas flauem Magen denke ich auf dem Weg zur Uni nun an den heutigen Abend. Nach 48 Stunden Melbourne kann ich nur sagen: immer her damit!

Donnerstag, 29. Januar 2009

Der Umwelt zuliebe...

Fährt man nach Australien - das wissen die meisten – muss man an hohen Sonnenschutzfaktor denken. Schulkinder, die ohne Kopfbedeckung oder ausreichenden Lichtschutzfaktor zum Unterricht erscheinen, werden nicht selten wieder nach Hause geschickt. Die Ozonschicht im südpazifischen Raum ist stark beschädigt und lässt immer mehr aggressive UV-Strahlen durch. Die Zahl der Hautkrebserkrankungen im Land ist so hoch wie nie zuvor. Und doch ist das Bewusstsein der Bevölkerung für Umwelt- und Klimaschutz erschreckend niedrig. Von Stromsparen oder Mülltrennung wollen die meisten nichts wissen. Als Großexporteur für Kohle zählt Australien zu den größten Klimaverschmutzern der Welt. Viele Jahre scherte sich hier niemand um Strom- oder Wasserverbrauch. Die Folgen sind verheerend: Anhaltende Dürren und Buschfeuer halten die Bevölkerung seit Jahren auf Trapp. Das Great Barrier Reef, eines der letzten Naturwunder und größte Touristenattraktion Australiens, kämpft ums Überleben. Viel zu spät hat die Regierung den enormen Handlungsbedarf erkannt. Mit dem Amtsantritt Kevin Rudds scheint nun etwas Licht ins Dunkel des Umweltdschungels zu gelangen. Der regierende Premierminister hat einige Klima schonende Maßnahmen eingeleitet. So sollen ab 2010 nur noch energiesparende Glühbirnen verkauft werden. Und auch die Verbannung der Plastiktüte aus den australischen Läden gehört zu den Zielen Rudds im Kampf gegen den Klimawandel. Vor wenigen Tagen titelte die nationale Tageszeitung „The Australian“ folgende Schlagzeile: „Toilet poems can save paper!“ – direkt neben einer kleinen Meldung über die Amtseinführung Barack Obamas. Der Artikel machte auf eine Studie japanischer Umweltaktivisten aufmerksam. Sie hatten bewiesen, so hieß es im Text, dass Gedichte an den Wänden von Badezimmern und Toilettenkabinen den Verbrauch von Klopapier um 20 Prozent senken würden. Tatsächlich? – dachte ich mir. Na dann ist das mit dem Klimawandel ja gar kein Problem mehr. Wir tafeln einfach alle unsere Wände mit Texten von Goethe und Brecht zu und fertig ist die Weltrettung. Super Idee. Wie immer war ich hellauf begeistert vom Informationsgehalt des australischen „Online Newspaper of the Year“.

Montag, 19. Januar 2009

Liebe Sonne

Ich habe mich geirrt. Noch vor kurzem war ich schwer verliebt. Da hieß es dann immer nur: Mein Blog und ich, ich und der Blog, …Ewig konnte das ja so nicht weitergehen. Ich hätte gleich erkennen müssen, dass das nicht von Dauer ist. Zwar war das Leben mit dem Blog schon irgendwie aufregend und spritzig, etwas Neues eben. Aber jetzt, nachdem die erste Euphorie verflogen ist, wird mir klar, dass sich unserer Beziehung eher auf freundschaftlicher Basis abspielt. Um ehrlich zu sein drehen sich meine Gedanken seit kurzem auch wieder um eine andere, längst vergessene Liebe. Leider ist mir das viel zu spät bewusst geworden. Denn sie ist von mir gegangen. Seit Monaten habe ich sie nicht mehr gesehen. Nur von Weitem strahlt sie mich manchmal an. Dann stelle ich mich ganz aufrecht hin, strecke mich ihr entgegen. Trotz der Entfernung kitzeln ihre Strahlen mein Gesicht. Wie ein warmer Schauer durchfährt sie meinen Körper. Durch Arme und Beine. Klettert meinen Nacken hinauf bis in die Haarspitzen. Die kleinen Härchen auf meiner Haut stellen sich auf, strecken sich der warmen Brise entgegen. Ich atme tief ein und alles, was mich bedrückt, fällt von mir ab. Mir wird klar, dass auch diese Liebe unbeständig ist. Wie sie kommt, so geht sie auch wieder - und hinterlässt eine traurige Kälte. Ich bin ihr hoffnungslos verfallen. Mein letzter Lichtblick ist die Reise, die mir bevorsteht. Der 32-Stunden Flug ins Nirvana hält mich nicht davon ab, ihr meine Zuneigung zu bekunden. Noch 23 Tage, 13 Stunden und 42 Minuten – dann werde ich sie wiedersehen. Ich werde mich ihr entgegenstellen, die Arme ausbreiten und alle Sorgen der letzten Wochen von mir abfallen lassen.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Wer bitte ist denn Kevin Rudd?

Kevin Rudd wurde am 21. September 1957 im beschaulichen Nambour, Queensland geboren. Als Sohn eines Farmers wuchs er in der behüteten 12.000 Seelen-Kleinstadt am Fuße der Blackall Range auf. Die Nähe zur Sunshine Coast und dem etwa 100 Kilometer nördlich gelegenen Brisbane erweckten in dem jungen Kevin schon früh die Abenteuerlust. So zog er los, um die Welt zu entdecken. Als Diplomat reiste er in viele Länder, lernte die Sprachen fremder Nationen. Irgendwann kehrte Kevin in sein Heimatland zurück. Dort stieg er in die Politik ein und wurde schnell zum stärksten Mann in seiner Partei. Heute ist Kevin 51 Jahre alt, sein Haar ergraut. Für Abenteuer und Reisen hat er wohl kaum mehr Zeit. Und wenn ihr euch fragt, wer zum Teufel Kevin Rudd überhaupt ist, kann ich das gut verstehen. Vor ein paar Tagen hätte ich diesen Namen wohl auch eher einem britischen Rugby-Spieler zugeordnet, als dem wichtigsten Mann des sechstgrößten Landes dieser Erde. Richtig gehört, Kevin Rudd ist der amtierende australische Premierminister. Im Jahr 2007 erlangte er mit der Labour Party die Mehrheit der Stimmen und sitz seitdem im Parliament House in Canberra. Sein Vorgänger, John Howard, ist euch wahrscheinlich ebenso wenig geläufig wie der allererste Premierminister Australiens, Sir Edmund Barton. Beide Namen sagen zumindest mir überhaupt nichts. Wie so oft, wenn es um Australien geht, habe ich keinen blassen Schimmer. Ich kenne weder das politische System Australiens, noch einen einzigen Minister. Berühmte Persönlichkeiten, die aus Australien stammen, kann man an einer Hand abzählen. Es gibt keinen nennenswerten australischen Schriftsteller, wie etwa Goethe oder Shakespeare. Und auch die Kunstszene down under steckt noch in den Kinderschuhen. Womit sich die Aussies rühmen, ist der Sport. Hier glänzen sie in so ziemlich allen Disziplinen, spielen fast immer ganz vorne mit. In den westlichen Medien spielt der fünfte Kontinent so gut wie keine Rolle. Die großen Web-Archive bekannter Blätter wie Spiegel oder Times führen erschreckend wenige Artikel, die australische Belange zum Inhalt haben. Ich habe mir den Spaß gemacht und das Spiegel-Online Archiv der letzten Wochen durchforstet. Während allein für die letzten vier Tage über hundert Artikel mit dem Stichwort „USA“ angezeigt wurden, konnte ich mit „Australien“ als Stichwort gerade mal acht Texte finden, wobei einer vom Dschungel-Camp und ein weiterer vom Formel 1-Court in Melbourne handelte. Man könnte also meinen, es sei nicht unsere Schuld, dass wir Kevin Rudd, Sir Edmund Barton und wie sie nicht alle heißen, nicht kennen. Da ich mich aber in weniger als einem Monat down under begebe, fühle ich mich absolut unzureichend informiert. Klar, ich könnte die regionalen Zeitungen wie etwa „The Age“ oder die „Herald Sun“ im Internet durchforsten. Dennoch ist es mir ein Rätsel, warum ein so riesiges Land wie Australien bei uns so wenig Bedeutung erfährt.

Montag, 5. Januar 2009

Abschiede – Der Tragödie zweiter Teil

Was ist es eigentlich, das wir an Abschieden so fürchten? Fehlt uns der Körper des anderen? Der Geist? Ist es nicht unsinnig zu glauben, es ginge einem schlecht, nur weil ein anderer Mensch nicht am selben Ort ist? Nüchtern gesehen könnte man sagen: der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Muss er sich von jemandem verabschieden, ändert das sein gewohntes Leben. Kein Wunder also, dass er sich unwohl fühlt. Ein weiterer Grund für unsere Angst vor Abschieden könnte auch sein, dass Abschiede oftmals an wirklich undankbaren Orten stattfinden. Wer hat nicht schon mal auf einem zugigen Bahnsteig dem davon rollenden Zug hinterher gewunken und gehofft, irgendjemand möge die Notbremse ziehen – oder in der Hektik einer Flughafenhalle versucht, die richtigen Worte für einen langen Abschied zu finden? Allein der Gedanke an diese Orte erinnert viele an die schmerzlichen Abschiede, die sie dort erlebt haben. Ich wage nun aber mal die Theorie, dass die Wurzeln des Abschiedschmerzes etwas tiefer sitzen. Nicht die Kälte der Bahnhofshalle lässt uns zittern, sondern die Angst etwas zu verlieren. Wir fürchten uns vor der Veränderung, die ein Abschied mit sich bringt. Wir haben Angst, dass sich die Personen und Orte, die wir zurücklassen, verändern – ohne uns weiterentwickeln. Denn jeder Abschied birgt auch immer einen neuen Anfang. Selbst nicht Teil dieser Veränderung sein zu können ist es, was uns Angst macht.

Abschiede – Der Tragödie erster Teil

Von geliebten Dingen Abschied nehmen fällt schwer. Es bereit einem Unbehagen. Man fühlt sich traurig - hilflos zugleich über die eigene Unfähigkeit, etwas an der Situation zu ändern. Deshalb vermeiden wir Abschiede im Alltag so oft es geht. Wer denkt denn schon daran, sich bei jedem Mal zu verabschieden, wenn man den Raum verlässt oder zur Toilette geht? In dem Gewissen, sich am nächsten morgen noch immer in den Armen zu liegen, begnügen sich auch Pärchen allabendlichen mit einem einfachen „Gut’ Nacht“. Und so zwingt uns der Alltag diese unangenehme Geste auf größere Momente zu konzentrieren. Wenn zum Beispiel der Zeitpunkt des Wiedersehens nicht absehbar ist – dann fällt der Abschied schwer. Die wirklich großen Abschiede kündigen sich meist schon im Voraus an. Tag für Tag verabschiedet man sich ein Stück mehr voneinander, ohne es zu merken. Das endgültige Lebewohl fällt dann nicht mehr ganz so schwer. Klar gibt es Tränen und Geheul, aber im Innern hat man sich längst damit abgefunden. Auch mir geht es so. Seit über zwei Jahren beschäftige ich mich nun schon mit dem mir bevorstehenden Auslandssemester. In dieser Zeit habe ich so ziemlich alle Phasen der Abschiedsangst durchlebt. Stück für Stück habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet, ein halbes Jahr in einem fremden Land ohne Freunde und Familie zu verbringen. Es fiel mir nicht immer leicht. Besonders die Tatsache, dass die Liebsten um mich herum scheinbar unberührt von meiner baldigen Abreise blieben, verunsicherte mich sehr. Meine Gedanken drehten sich schließlich ausnahmslos nur darum. Undenkbar, dass meine Freunde auch noch andere Dinge im Kopf haben konnten?! Schlussendlich habe ich eingesehen, dass es nicht wichtig ist, ob und wie sie sich den Kopf darüber zerbrechen. Denn es ist ja nicht ihre Reise. Für sie steht nun an, was ich schon seit einer Weile tue. Sie müssen sich von mir verabschieden. Jeden Tag, jede Stunde, die ich noch hier bin. Und es wird einfach so passieren, ohne dass sie es wirklich spüren.