Montag, 30. März 2009

Footy

Für waschechte Melbourner gibt es im Leben nur zwei Dinge, auf die es wirklich ankommt: Die Australian Open und Footy. Ersteres ist für 2009 schon gelaufen. Die Footy-Saison hat aber gerade erst begonnen; seit Donnerstag ist Melbourne sozusagen im Ausnahmezustand. "Footy" - so heißt die australische Version von Football. Es ist ein Mix aus Rygby und American Football; nur ohne die lästigen Spielpausen und 'Rüstungen' der Spieler.

Footy genießt in Melbourne fast religiösen Character, denn genau heir entstand dieses Spiel. Heimatstätte des Australian Football ist der Melbourne Cricket Ground. Dieses immense, kreisrunde Stadion kann bis zu 80.000 Menschen beherbergen. Mich hat es letzten Freitag in die Heiligen Stääten des MCGs getrieben. Die Hawthorn Hawks verloren ruhmreich gegen die Geelong Cats. Es war ein Erlebnis für sich. Mit Meat-Pie und Carlton Draught gewappnet stellte ich mich dieser lustigen Sportart und wurde nicht enttäuscht. Das Spiel ist viel flüssiger als Football und die kurzen Hosen der Spieler hätten wahrscheinlich jeden Sportmuffel überzeugt. Als Fanstimmung-verwöhnter Europäer empfand ich das ganze Spektakel allerdings als etwas zu 'ruhig'. So ganz ohne Trommeln und Parolengegröhle geht es dann eben doch nicht. Alles in allem ist Footy - ganz wie die Australier - richtig nett. Verglichen mit Cricket ist diese Sportart sogar fast gefährlich. Wir als Europäer sind aber doch anderes gewohnt.

Dienstag, 17. März 2009

Friday cooking torture

"Interkultureller Austausch" - das steht ganz oben auf der Liste, die uns die Hochschule mit auf den Weg gegeben hat. Und mit dem interkulturellen Austausch habe ich es bisher sehr genau genommen. Frau Grünewald, der "schwarze" Engel unter den International Office Mitarbeitern, wäre sicher stolz auf mich. Jeden Freitag treffe ich mich mit meinen aktuellen, verflossenen und zukünftigen Mitbewohnern, deren Freunden und Freundes Freunden um gemeinsam zu kochen. Jeder bringt dabei etwas aus seinem Heimatland mit. So gab es letzten Freitag vietnamesische Frühlingsrollen, taiwanesische Pfannkuchen, Falafel und Tiramisu. Ich habe einen Kartoffelsalat gemacht, zum ersten Mal in meinem Leben. Da muss man also erst ans andere Ende der Welt fahren, um die eigene Küche kennenzulernen. Mir fiel die Aufgabe ehrlich gesagt ziemlich schwer. So richtig deutsches Essen; was ist das eigentlich? Rotkohl und Klöße oder doch die bayrische Weißwurst? Hier unten hätte ich beides nicht bekommen. Also habe ich improvisiert und am Ende etwas annehmbares zusammengezaubert. Meine Mitbewohner waren jedenfalls entzückt. Wie kleine Kinder haben sie sich über den "Deutsch-Salat" hergemacht; ein herrliches Bild. Ich sah mit Sicherheit aber mindestens genauso erstaunt aus. All diese kleinen Leckereien. Wie zum Teufel konnten die Mädels so etwas kochen? Das asiatische Essen wirkte viel exotischer als mein blöder Kartoffelsalat. Für die nächste Woche habe ich mir deshalb etwas ganz besonderes vorgenommen: Erdbeerkuchen. Das ist mit Abstand das Beste, was die deutsche Küche zu bieten hat - nicht wahr?

Montag, 2. März 2009

Es brennt...

Ich gebe zu, ein Grund, warum ich nach Australien gegangen bin, war das Wetter. Das mag oberflächlich klingen, aber ich bin einfach kein Winter Typ. Gute Laune ist bei mir fast automatisch an gutes Wetter geknüpft. Und doch wünsche ich mir im Augenblick nichts sehnlicher, als dass es endlich regnet. Die Buschfeuer kommen immer näher. Noch immer wüten mindestens vier Brandherde unkontrolliert vor sich hin. Letzte Nacht wurde erneut ein Feuer im Süden Melbournes entdeckt. Bisher habe ich den Buschfeuern ehrlich gesagt kaum Beachtung geschenkt. Was interessiert mich ein Feuer, dass irgendwo im Hinterland rumlodert? Hier in Melbourne sieht das aber ganz anders aus. Täglich bekomme ich die Auswirkungen der Dürre zu spüren. Schon früh am morgen werde ich daran erinnert, wenn ich unter der Dusche stehe und peinlich genau auf die Uhr sehe, um die vorgeschriebenen 5 Minuten nicht zu überschreiten. Überall hängen Schilder mit der Aufschrift: "Wir haben Wassermangel! Spar Wasser!" Familien, die einen Garten am Haus haben, dürfen diesen nicht wässern und ihr Auto nicht selbst zu Hause waschen. Lässt man eine Zigarette fallen, wird man von allen Seiten mit verachtenden Blicken gepeinigt. Vielleicht haben die Ereignisse im Februar die Australier endlich aufwachen lassen. Der Tod von mehr als 200 Menschen hat gezeigt, dass sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung viel zu spät reagiert haben. Gestern gab es erneut Warnungen vor heftigen Buschfeuern. Jeder Bürger in Victoria hat eine "Buschfeuer-Alarm"-SMS von der Regierung bekommen mit dem Inhalt: "Aufgrund der Wetterverhältnisse erwarten wir in der kommenden Nacht erneut heftige Brände. Bitte seien sie vorsichtig und bleiben sie in ihren Häusern!" - Sehr aufmerksam! Der Sturm war tatsächlich sehr heftig, bis zu 150km/Std. Ich hatte so meine Probleme, von der Uni zum Haus zu kommen. Der Wind war so heiß, dass er auf meiner Haut brannte. Die ganze Luft war voller Staub und Sand, sodass ich nur mit geschlossenen Augen vorwärts gehen konnte. Teilweise war es so windig, dass sich die Leute an Straßenmasten oder sonst wo festhalten mussten. So etwas habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Bei uns sind die Stürme ja eher feucht und kalt. Aber hier war es so, als stünde man in einer Sauna, durch die Sandkörner geschleudert werden. Heute - der Tag nach dem Sturm - sieht es wieder freundlich aus, fast so, als wäre nichts geschehen. Von neuen Bränden habe ich bisher nichts gehört. Doch eines haben mich die Ereignisse des vergangen Tages gelehrt: Nicht überall auf der Welt ist Sicherheit so selbstverständlich wie in Deutschland. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir immer genug Wasser haben und von extremen Umwelteinflüssen größtenteils noch verschont bleiben. Das mag naiv klingen, vielleicht ist es das sogar. Doch der Klimawandel, wie man ihn hier zu spüren bekommt, hat mit deutschen Verhältnissen überhaupt nichts zu tun.