Donnerstag, 18. Dezember 2008

No worries.

Ich bin ein Organisationstalent – sage ich über mich selbst.
Sie ist etwas perfektionistisch – denken wahrscheinlich die anderen.
Ich gebe zu, dass ich in manchen Situationen etwas verkrampft bin oder die Dinge zu ernst nehme. Eine Reise zum Beispiel, und sei es auch nur der Ausflug in den Zoo, wird bei mir von vorne bis hinten durchgeplant. Da wären die Route, eventuelle Verpflegung, der Kostenaspekt oder auch die Zeiteinteilung – nur eine perfekte Vorbereitung verschafft mir die nötige Ruhe, um das Ereignis auch genießen zu können. Anders ist es allerdings, wenn etwas außerplanmäßig eintrifft, ich mich verspäte. Dann bekomme ich Herzrasen, meine Hände werden eiskalt und schwitzig. Ich reagiere mich an meinen Mitmenschen ab, beschimpfe sie, weil sie wortwörtlich die „Arschruhe“ weg haben.
Mein Plan, ein halbes Jahr in Australien zu verbringen, klingt in diesem Zusammenhang etwas waghalsig. Wenn man bedenkt, was in dieser Zeit alles schief laufen könnte. Allein die Reise dorthin birgt unheimlich viele außerplanmäßige Möglichkeiten. Ich könnte den Anschlussflug von Singapur nach Melbourne verpassen, weil sich die Maschine aus Frankfurt verspätet. Ich könnte aber auch gleich in Frankfurt scheitern, weil ich den Weg zum Gate nicht rechtzeitig finde. Nicht auszudenken was wäre, wenn unterwegs mein Koffer verloren ginge und ich ein halbes Jahr ohne meine Lieblingsjeans verbringen müsste. Ganz ehrlich, diese Reise wird mir sicher einen Haufen Stress bereiten.
Und doch ist es gerade das, was mich so daran fasziniert. Die Einwohner Australiens sind für ihre „no worries“ Philosophie weltbekannt. Egal welcher Sturm auf sie zukommt, es heißt immer erstmal: „no worries“! Und wie oft hat man nicht schon in Reiseberichten von Geschichten wie dieser gelesen: Ein Backpacker-Tourist fährt mit seiner Reisegruppe ins Outback und erkundigt sich beim einheimischen Guide, was sie bei einer Autopanne unternehmen würden – und erhält die nüchternde Antwort: „We all gonna die out here“. Dann gibt es da noch die abenteuerlustigen Surfer, die sich ohne Bedenken in die Fluten stürzen, auch wenn die Küstenwache Haialarm ausgerufen hat. Es scheint, als könnte man einen Aussie mit nichts auf der Welt aus der Ruhe bringen. Und das ist auch kaum verwunderlich. Angesichts der Vielzahl todbringender Gefahren in diesem Land, haben die Einwohner eine andere Einstellung zum Leben eingenommen. Ein verspätetes Flugzeug oder ein vermisster Koffer scheinen in diesem Licht tatsächlich nebensächlich.

Montag, 15. Dezember 2008

Journalisten und andere Irrtümer

Ein alter Bekannter fragte mich neulich verwundert, ob ich nicht früher immer Medizin studieren und Ärztin werden wollte. Was ich? Entgegnete ich ihm. Das muss ein Irrtum sein. Nichts läge mir ferner. Eigentlich wollte ich immer Bücher schreiben. Und darauf sagte er: "Na dann passt das mit dem Journalismus ja jetzt. Ist ja das Gleiche." - Bitte? Die prinzipientreue Fachjournalistik-Studentin in mir schrie auf. Das kann ja wohl ganz und gar nicht das Gleiche sein. Ein Journalist, so wurde mir bis vor kurzem noch eingetrichtert, hat die Aufgabe, Sachverhalte und Vorgänge öffentlich zu machen, deren Kenntnis für die Gesellschaft von [...] Bedeutung ist. Er arbeitet nach festen Kriterien wie Objektivität, Aktualität und Relevanz. Ein Schriftsteller hingegen verfasst literarische Texte, wie Romane und Gedichte. Seine Geschichten sind meistens fiktiv. Und nicht umsonst werden Schriftsteller von meinesgleichen auch mal abwertend "Märchenerzähler" genannt. Schriftsteller ziehen sich zum Arbeiten in kleine, schummrige Kämmerchen in gottverlassenen Gegenden zurück. Journalisten hingegen stürzen sich wann immer möglich in die Massen der Metropolen, mitten ins Geschehen.
Ohne auch nur eine Sekunde Luft zu holen, könnte ich noch dutzende Unterschiede zwischen Schriftstellern und Journalisten runterbeten. Man könnte meinen, nach zweieinhalb Jahren Studium bin ich fest mit der Rolle der herzlosen, unmoralischen Journalistin verwachsen. Dem würde ich nicht widersprechen. Denn ich liebe diesen Job - oder das, was ich davon bisher erleben durfte. Es macht mir unglaublich viel Spaß nach diesen Prinzipien zu handeln. Und ich glaube wirklich, dass Journalisten eine besondere Aufgabe in der Gesellschaft übernehmen.
Das Gleiche denke ich aber auch von Schriftstellern, Autoren und all jenen, die mit Worten etwas im Menschen verändern können. Sie bringen mich dazu, tagelang alles andere um mich herum zu vergesssen. Bringen mich zum Lachen, Weinen und Fürchten. Ein wirklich gutes Buch kann einen mehr verändern, als eine weitere Kerze auf dem Geburtstagskuchen. Schriftsteller müssen ganz besondere Menschen sein. Und deshalb ist dieser Kinderwunsch von mir, später mal Bücher zu schreiben, ganz und gar nicht das Gleiche wie ein Journalistik-Studium!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Die Sache mit der Zeit

Es ist schon komisch. Fliegt man von Europa nach Australien, wird man Zeuge einer unheimlichen "Naturgewalt". Der Zeit. Sie schafft es, dass man für einen Flug von Frankfurt nach Melbourne fast zwei Tage benötigt, wohingegen man auf dem Rückweg noch vor der australischen Abfahrtszeit wieder in Deutschland eintrifft. Wie das geht? Durch die internationalen Zeitzonen kann man in Melbourne um 22 Uhr eines Tages losfliegen, sich über 24 Stunden in der Luft befinden, und trotzdem am frühen Nachmittag desselben Tages in Deutschland ankommen - wirklich unheimlich.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Is it worth it?

Angefangen hat alles in Raum M21 der Hochschule Bremen. Wir, etwa 15 gelangweilte Drittsemester, sollten mal wieder Credit Points fürs Nichtstun bekommen. Und so saßen wir an einem Freitagvormittag in Jansens Veranstaltung „Interkulturelle Kommunikation“ unsere Zeit ab, in der Hoffnung nicht allzu offensichtlich einzuschlafen. Herr Jansen saß in der Ecke und strahlte, während uns die Siebtsemester von ihren Erfahrungen im Ausland berichten sollten – um selbst auch noch ein paar der begehrten Punkte zu erhaschen. In Gedanken war ich bereits in meinem eigenen Auslandssemester. Als eine der wenigen wusste ich genau, wo ich es verbringen wollte: Australien. Das stand bereits fest, als ich den Studiengang gewählt hatte. Hauptsache so weit wie möglich weg, das war der Plan. Ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt zu verbringen, erschien mir nach dem Abi wie eine paradiesische Vorstellung. Tatsächlich war mir aber klar, dass ich nie das Geld für so ein Abenteuer aufbringen könnte. Der Australien-Vortrag sollte mich in meinen Befürchtungen noch bestärken. Die Redner suhlten sich geradezu in den Unkosten, die sie auf sich genommen hatten. Der Aufwand, die Organisation seien zeitweise so schlimm gewesen, dass sie es sich ein paar Mal fast anders überlegt hätten. Doch am Ende kam plötzlich dieser Satz, der alles wieder umwarf: „It is worth it!“ – Was? Und als hätten sie meine Gedanken hören können, betonten sie es noch einmal: „Ja, es ist teuer. Und ja, es wird euch viel Mühe und Nerven kosten. Aber: It is really worth it!“ Hatte ich mich soeben noch damit abgefunden, an einer 0815-Erasmus-Partneruni zu studieren, und in Gedanken die Billigfliegerangebote für London durchsucht, fasste ich kurzerhand eine Entscheidung. Statt der vernünftigen, unkomplizierten Erasmus-Variante wählte ich die Unvernünftige, absolut Überteuerte: Ich wählte das Abenteuer.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Mal ehrlich...

Eigentlich möchte doch niemand wirklich die Geschichten und Abenteuer von anderen Leuten hören. Wenn die beste Freundin aus dem Traumurlaub heimkehrt und eine „Fotostunde“ einberuft – oder der Klassenkamerad noch Jahre später von seinem Schulaustausch prahlt. Vielmehr möchte man selbst so ein Abenteuer erleben, selbst die Fotoschwingende Freundin sein und andere mit seinen Geschichten nerven. Deshalb - und weil ich mich nicht länger als schreibfaule Journalistin schimpfen lassen möchte – habe auch ich beschlossen, meine Liebsten mit nervigen Erlebnissen zu quälen. Mein persönliches Abenteuer führt mich in ein Land, in dem man wortwörtlich kopfüber steht. Ein Land, das 20 Mal so groß ist wie meine Heimat und nur ein Viertel seiner Bevölkerung aufweist. Dort, wo es im Sommer kalt und im Winter heiß ist und die Tiere so giftig, dass eine einzige Berührung mit ihnen in kürzester Zeit zum Tode führen kann. Ein Land, dass von seinen Einwohner liebevoll „Oz“ genannt wird. Eben ein Land, das so ganz anders ist, als alle anderen Länder. Mein Abenteuer führt mich nach Australien.

Montag, 8. Dezember 2008

Liebe

Wochenlang habe ich nach ihm gesucht. Die riesige Auswahl an Möglichkeiten durchforstet..und immer wieder Rückschläge erlitten. Ich hatte ja wirklich keine Ahnung wieviel Zeit und Nerven er mich kosten würde. Anfangs war ich davon überzeugt, dass wir beide wie für einander geschaffen waren. Schließlich fühlte ich mich für diesen Schritt absolut bereit. Doch dann geschah, was in solchen Situationen immer passiert: Ich schaute mich nach anderen um. Und was ich dort sah gefiel mir plötzlich viel besser als das, was ich mein Eigen nennen durfte. Es waren mehrere, oh ja. Ich reiste mit ihnen die Great Ocean Road entlang, kämpfte mich durch die Urwälder Indiens und besuchte Kobolde im grünen Irland. Übermannt von den gesammelten Eindrücken versuchte ich meinen Lieben zu ändern. Er sollte genauso interessant, spritzig und aufregend werden wie die Erlebnisse, die ich mit den anderen hatte. Natürlich ging das vollkommen daneben. Denn das passte einfach nicht zu ihm. Je mehr ich versuchte ihn zu verbiegen, desto mehr entfernten wir uns voneinander. Zum Schluss war er nur noch ein Schatten seiner selbst - nicht mal annähernd so gut wie seine Konkurrenz und wirklich fern von dem, was er einmal war. Mir wurde klar, dass ich unsere Beziehung nur retten konnte, indem ich ihn so akzeptierte, wie er war. Er musste nicht aufregend, oder intelligent oder super schön sein - er sollte einfach zu mir passen. Mittlerweile habe ich ihn schon richtig ins Herz geschlossen. Allerdings wissen meine Freunde noch nichts von ihm- das habe ich bisher ganz gut für mich behalten. Was meine Mädels wohl sagen würden? Ehrlich gesagt ging es mir mit ihm ja von Anfang an nur darum, meine Liebsten neidisch zu machen. Sie sollten sehen wie viel Spaß ich hier habe und was ich alles erlebe. Also tut mir den Gefallen und nehmt euch die Zeit ihn kennenzulernen, meinen lieben Blog!